Freitag, 15. April 2011

zeitpunkt.ch

http://zeitpunkt.ch/
Ist ein (Print-)Magazin "Für intelligente Optimistinnen und konstruktive Skeptiker."

About us auf der Webseite
Unser Motto haben wir von Erich Kästner: «So geht es nicht mehr weiter, wenn es so weiter geht.»

Wir sind überzeugt, dass die Destabilisierung der Welt, die wir gegenwärtig erfahren, zu einer Befreiung der konstruktiven Kräfte genutzt werden kann.

Um diese Vision herum gestalten wir eine Mehrthemenzeitschrift, die
• die Hintergründe des Weltgeschehens ausleuchtet
• konstruktive Anregung für den Alltag bietet
• das Denken in neuen Bahnen anregt.

Nausicaa of the Valley of the Wind



Einer der ersten Miyazakis. Wie immer einmalig berührend und zauberhaft.

Aus Wikipedia:
In einer postapokalyptischen Zukunft ist ein Großteil der Erde vom „Meer der Fäulnis“ bedeckt, einem riesigen, giftigen Pilzwald, der sich ständig ausdehnt und auch die letzten von den wenigen noch lebenden Menschen bewohnten Landstriche zu überwuchern droht. Die meisten Menschen betrachten den Wald und die in ihm lebenden Rieseninsekten als Todfeinde.

Nausicaä ist die Prinzessin des „Tals der Winde“, das durch vom Meer kommende Aufwinde vor den Pilzsporen geschützt ist. Sie hat ein besonderes Gespür für den Umgang mit Tieren und der Natur und untersucht das Meer der Fäulnis genauer. Sie entdeckt, dass dessen Pflanzen in der Lage sind, den durch die Menschen verseuchten Boden zu reinigen und an diesen Stellen ungiftige Natur hervorzubringen.

Bevor Nausicaä ihre Entdeckung bekannt machen kann, wird ihr Tal von den Truppen des Königreichs Torumekia angegriffen. Diese töten Nausicaäs Vater und wollen sich der Überreste eines der zehn Kriegstitanen der technologischen Hochzeit bemächtigen, um das Meer der Fäulnis zurückzudrängen und andere Territorien zu erobern. Als das Königreich Pejite zerstört wird, beginnt ein neuer Krieg, in dessen Verlauf das Tal der Winde ebenfalls vernichtet zu werden droht.

Nausicaä muss nach dem Tod ihres Vaters ihr Volk in den Kampf führen. Die Vorsehung und der Mut des Mädchens bringen dem hoffnungslos scheinenden Krieg eine überraschende Wende, bei der auch eine alte Prophezeiung über den Retter der Welt eine Rolle spielt.

Donnerstag, 14. April 2011

Bendito Mashine I - III

Bendito Machine I from Zumbakamera on Vimeo.



Bendito Machine II from Zumbakamera on Vimeo.



Bendito Machine III from Zumbakamera on Vimeo.

Marx Reloaded



Die Wirtschafts- und Finanzkrise von 2008/2009 löste weltweit die tiefste Rezession seit 70 Jahren aus und veranlasste allein die US-amerikanische Regierung, mehr als eine Billion Dollar einzusetzen, um das Bankensystem vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Doch noch heute sind die endgültigen Auswirkungen der Krise in Europa und dem Rest der Welt unklar.
Heißt das aber nun, dass man die Krise als einen unglücklichen Nebeneffekt des freien Markts akzeptieren sollte? Oder gibt es andere Erklärungen dafür, was eigentlich geschehen ist und welche Effekte dies auf die Gesellschaft, die Wirtschaft und auf die unterschiedlichsten Lebensarten überhaupt hat? Heute besinnt sich eine neue Generation von Philosophen, Künstlern und politischen Aktivisten auf die Ideen des deutschen Sozialisten und Philosophen Karl Marx, teils um die Krise der letzten Jahre zu verstehen, teils um die Möglichkeit einer Welt ohne Kapitalismus zu erwägen. Belegt die Schwere der sich abspielenden Krise, dass die Tage des Kapitalismus gezählt sind? Oder ist es 20 Jahre nach dem Fall der Mauer ironischerweise so, dass der Kommunismus Lösungen für die wachsenden wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen des Planeten zu bieten hat?
Die Dokumentation untersucht die Relevanz der Marx'schen Theorien für das Verständnis der jüngsten globalen Wirtschafts- und Finanzkrise.

Alternativer Link: http://youtu.be/mhHeTChVWeg
Alternativer Link: http://www.youtube.com/watch?v=tGefs7WW0jU
Alternativer Link: http://www.youtube.com/watch?v=-pkKVINdEDU

Dienstag, 5. April 2011

«Sie sagten, es werde hier allmählich gefährlich für mich»

Von Henrik Bork.

Tages-Anzeiger, 5.April 2011

Das letzte Interview mit dem Künstler und Regimekritiker Ai Weiwei vor seiner Verhaftung am Sonntag. Bislang fehlt jede Spur von ihm.

Am vergangenen Dienstag arbeitete Ai Weiwei in seinem Pekinger Atelier im Stadtteil Caochandi an einem Pappmodell einer geplanten Kunstausstellung, als TA-Korrespondent Henrik Bork zu Besuch kam. Das Gespräch, geplant über die gerade eröffnete Ausstellung «Kunst der Aufklärung» aus Deutschland, wurde zu einem Gespräch über die zunehmende Repression. Bittere Pointe: Am Sonntag wurde Ai Weiwei selbst festgenommen, als er nach Taiwan fliegen wollte. Seither ist er spurlos verschwunden.

Ai Weiwei, was steht da für ein Modell auf Ihrem Tisch?

Ich bereite gerade eine Ausstellung in Taiwan vor, im Taipeh Fine Arts Museum. Sie soll am 29. Oktober eröffnet werden.

Ist dies das erste Mal, dass Sie in Taiwan ausstellen?

Nicht nur das. Falls Taiwan wirklich ein Teil Chinas ist, wie die chinesische Führung behauptet, dann wird das meine erste Ausstellung in China überhaupt (lacht). Bislang durfte ich ja hier nicht ausstellen.

Sie hatten es ja kürzlich versucht. Im März sollte Ihre erste Ausstellung im Ullens-Zentrum für Gegenwartskunst in Peking stattfinden.

Ja, aber sie haben sie verhindert. Ich hatte anderthalb Jahre daran gearbeitet, aber dann wurde die Ausstellung einfach verboten. Und sie haben mir auch mein neues Atelier in Shanghai komplett zerstört.

Wird die Lage in China für kritisch denkende und handelnde Künstler wie Sie immer schwerer?

In letzter Zeit stecken sie immer mehr Leute ins Gefängnis, nur weil sie etwas auf Twitter oder einem Blog im Internet schreiben. Ihr Telefon wird stillgelegt, sie werden beschattet, ihre Wohnungen durchsucht. Die Polizei bricht mitten in der Nacht bei dir ein, durchwühlt dein Haus, und dann fabrizieren sie Beweise gegen dich für ihre Gerichte. Sie verurteilen unschuldige Leute zu zehn Jahren Haft. Der Letzte war Liu Xianbin.

Sie erhoben wiederholt Ihre Stimme für chinesische Bürgerrechtler, die etwa den Zusammenbruch der vielen Schulgebäude beim Erdbeben in Sichuan untersuchen wollten.
Für Tan Zuoren zum Beispiel.

Ja, von solchen Leuten rede ich. Sie sperren solche Menschen einfach für viele Jahre ins Gefängnis. Sie verschwinden einfach. Ihre Verwandten hören nichts mehr von ihnen. Niemand kann Kontakt zu ihnen aufnehmen. Ihre Anwälte dürfen sie nicht besuchen. Was ist das hier bloss für eine Gesellschaft geworden?

Gleichzeitig findet eine grosse deutsche Ausstellung im grössten Museum der Welt am Platz des Himmlischen Friedens statt. Sie heisst «Kunst der Aufklärung». Wie denken Sie darüber?

Der Platz des Himmlischen Friedens ist der ironischste Ort der Welt für eine Ausstellung über die Aufklärung, denn wir Chinesen erleben gerade ein Zeitalter der Dunkelheit. Es gibt einen wirtschaftlichen Boom, und die Lebensverhältnisse der Menschen verbessern sich allmählich. Gleichzeitig aber ist China an einem neuen Tiefpunkt angelangt, was die Redefreiheit betrifft, die Freiheit des künstlerischen Ausdrucks oder die Freiheit der Erziehung. Es ist ein neuer Tiefpunkt für unsere Zivilgesellschaft.

Sie sind von der Polizei schon einmal so schwer geschlagen worden, dass Sie sich im September 2009 in München wegen einer Gehirnblutung operieren lassen mussten. Haben Sie angesichts all der Repressalien in China schon einmal ans Auswandern gedacht?

Nein, nie. Aber ich habe oft diese Träume. Erst vor zwei Tagen wieder. Es war ein Albtraum. Ich war in einer Art Geheimgesellschaft, und ich sah fürchterliche Dinge. Menschen weinten. Ich schrieb alles auf. Aber dann durfte ich nichts davon mit hinausnehmen. Ich wurde beschattet. Der Traum schien die ganze Nacht zu dauern. Und das Schockierendste am Traum war, dass auch noch so viele Touristen darin herumliefen. Die sahen alles, aber es kümmerte sie nicht. Sie taten einfach so, als sei das alles ganz normal.

Da muss doch der Gedanke ans Exil naheliegen?

Nein, das ist das Letzte, was ich will. Allerdings haben mir Beamte von der Staatssicherheit, während sie mich verhört haben, schon dazu geraten: Ich solle vielleicht besser ins Ausland gehen, sagten sie. Ich sei ein einflussreicher Künstler, aber es werde hier allmählich gefährlich für mich. Doch das wäre meine allerletzte Wahl.

Obwohl Sie so direkt bedroht werden?

Ich sehe das Risiko, hier zu bleiben. Wenn ich mir die Geschichte meines Landes anschaue, dann hat es mit Menschen, die hier die Autoritäten infrage stellen, noch nie ein gutes Ende genommen.

Sehen Sie in China derzeit noch Möglichkeiten für Künstler, eine öffentliche Rolle zur Veränderung der Gesellschaft zu spielen, wie es ja die Aufklärung in Europa gefordert hatte?

Kaum. Für das öffentliche China existiere ich ja gar nicht mehr. Wenn Sie meinen Namen in eine Suchmaschine im Internet tippen, dann erscheint eine Fehlermeldung. Ich bin «wegharmonisiert» worden. Aber wenigstens auf Twitter, das innerhalb Chinas mit technischen Tricks erreichbar ist, habe ich noch 70'000 Follower. Ich kommentiere da gesellschaftliche Probleme, damit die Leute sehen, dass das Feuer nicht komplett erloschen ist. Dass wenigstens noch ein Funke lebt. Wenn auch der noch erlöschen sollte, das wäre einfach zu traurig.

Sie sind einer der wenigen Chinesen, die sich noch trauen, offen mit ausländischen Journalisten zu reden. Wird nicht auch das langsam zu gefährlich?

Ja, ich frage die Journalisten oft, warum sie nicht einmal einen anderen befragen. Das wäre wohl besser für mich. Gäbe es mehr Leute wie mich, dann wäre meine Last nur noch halb so gross. Gäbe es zehn, dann wäre meine Last nur noch ein Zehntel. Aber es ist immer noch mein Job, ganz allein meiner. Es ist lustig. Und gleichzeitig habe ich grosse Angst.

Ihr Vater, der berühmte Dichter Ai Qing, war einst von den Nationalisten eingesperrt und gefoltert worden, dann unter Mao Zedong erneut von den Kommunisten zwei Jahrzehnte lang aufs Land verbannt worden. Wenn man sich das heutige geistige Klima in China anschaut, ist dann der Schluss erlaubt, dass man in Sachen intellektueller Freiheit nicht viel weitergekommen ist?

So ist es. Sind wir nicht. Definitiv nicht. Und das zugrunde liegende Prinzip ist immer noch dasselbe. Die Mächtigen wollen verhindern, dass kritische Stimmen gehört werden. Sie wollen sie vernichten. Nie wollen sie sich auf eine offene Diskussion einlassen. Warum ist es so schwer, Ideen auszutauschen, sich hinzusetzen und miteinander zu reden?

Die Ausstellung «Kunst der Aufklärung» wäre doch solch eine Gelegenheit gewesen. Es soll begleitende Dialogforen mit Künstlern geben. Sind Sie dazu eingeladen worden?

Nein, ich bin nicht offiziell eingeladen worden. Ich nehme an, dass die an der Organisation der Ausstellung beteiligten Chinesen mich da nicht sehen wollen. Es wäre wohl peinlich für unser Kulturministerium. Aber eine gute Sache wäre das schon. Sie sollten mich einladen.

Wenn kein wirklich kritischer Begleitdialog mit dieser deutschen Ausstellung einhergeht – welche Relevanz hat sie dann überhaupt?

Es ist wohl besser als gar nichts. Deutschland hat wenigstens immer schöne Dinge anzubieten, die es zeigen kann. Aber die Frage ist doch, wie wir das mit der heutigen Realität verknüpfen können. Sonst ist es nur eine Geste zwischen Regierungen. Sind wir Chinesen bereit, die Werte der Aufklärung zu akzeptieren? Nein, auch Hunderte von Jahren nach dem Zeitalter der Aufklärung sind wir in China dazu noch nicht bereit. In diesem Sinn ist es sehr interessant, dass diese Ausstellung über Aufklärung gerade hier stattfindet. Denn die gegenwärtige Situation in China ist absolut verrückt. Wenn ich diesem Zeitalter einen Namen geben müsste, dann würde ich sagen, wir leben im Zeitalter der Verrücktheit.

Tote säumen seinen Weg an die Macht

Von Johannes Dietrich, Johannesburg.

Tages-Anzeiger, 5.April 2011


Der gewählte Präsident der Elfenbeinküste hat ein Massaker zu verantworten.
Im Verlauf des rasanten Feldzugs hat der gewählte Präsident der Elfenbeinküste seine weisse Weste verloren: Alassane Ouattars Kämpfer haben Hunderte von Zivilisten ermordet.

Im Verlauf des rasanten Feldzugs hat der gewählte Präsident der Elfenbeinküste seine weisse Weste verloren: Alassane Ouattars Kämpfer haben Hunderte von Zivilisten ermordet.

Die Weltöffentlichkeit liebt den Kampf des personifizierten Guten gegen das Böse, und beinahe hätte es Alassane Ouattara geschafft, mit blütenreiner Weste sein Amt als Präsident der westafrikanischen Elfenbeinküste anzutreten. Dem 69-jährigen Ökonomen hatte Ex-Präsident Laurent Gbagbo Ende letzten Jahres den Wahlsieg geklaut: Seitdem kam für Ouattara alles darauf an, seinen moralischen Vorsprung in den Augen der internationalen Gemeinschaft aufrechtzuerhalten. Denn nur mit ausländischer Hilfe hatte der ehemalige Direktor des Weltwährungsfonds noch eine Chance, am Ende zu triumphieren.

Nun steht dieser Triumph tatsächlich bevor. Von Nachbarstaaten und westlichen Nationen aufgepäppelt, haben Ouattaras Republikanische Kräfte in einem Blitzkrieg die Elfenbeinküste aufgerollt. Das Reich des bösen Gbagbo ist auf das Zentrum der Metropole Abidjan reduziert: Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis der aufbrausende Geschichtsprofessor der Historie angehört. Doch im Verlauf des rasanten Feldzugs hat auch Ouattara die Unschuld verloren: Befreundete Milizionäre, vielleicht auch Angehörige seiner Republikanischen Kräfte selbst, richteten im Westen des Landes ein Blutbad mit Hunderten von Toten an. Jetzt hat die weisse Weste des Präsidenten einen finsteren Fleck.

Die zwielichtige Lichtgestalt des Westens

Ganz schwarz und weiss war das Verhältnis der beiden Erzkontrahenten nie. Während Ouattara dem Autokraten Félix Houphouët-Boigny Anfang der Neunzigerjahre als Premier diente, sass der Sozialist Laurent Gbagbo monatelang im Gefängnis: An der blutigen Unterdrückung der oppositionellen Proteste soll Ouattara selbst beteiligt gewesen sein. Nach dem Tod von «Papa Houphouët» brach die Rivalität zwischen Ouattara und Gbagbo erst richtig aus: Wiederholt gelang es dem linksnationalistischen Geschichtsprofessor, den seinen Initialen entsprechend «Ado» genannten Ouattara mit einem Trick von der Macht fernzuhalten. Er stempelte den muslimischen Nord-Ivorer, dessen Vater aus dem Nachbarland Burkina Faso stammt, zum Ausländer und verhinderte so zweimal seine Kandidatur fürs höchste Amt. Ob Ado die Sabotage seiner Ambitionen geduldig über sich ergehen liess oder hinter der blutigen Rebellion der Forces Nouvelles im Jahr 2002 stand, ist umstritten: An seiner Nähe zu den Rebellen, die derzeit für ihn die Macht erobern, besteht jedoch kein Zweifel.

Im westlichen Ausland aber galt Ado bisher als Lichtgestalt. Der in den USA ausgebildete Ökonom und Basketball-Fan ist mit der Französin Dominique Nouvian Folleroux verheiratet: Ihre Hochzeit 1990 wurde vom damaligen Bürgermeister von Neuilly, Nicolas Sarkozy, gestiftet. Wird Ado im Westen als hart arbeitender Technokrat gepriesen, so werfen ihm Gbagbos Anhänger vor, die Elfenbeinküste westlichen Interessen auszuliefern: Die Umtriebe seiner Makler-Frau und seine Unterstützung der verheerenden, vom Westen diktierten Strukturanpassungsprogramme liessen Schlimmstes ahnen, sagen sie.

Ouattaras eigentlicher Test steht erst noch bevor. Er muss das zutiefst gespaltene Land vereinen, dessen Bevölkerung zu immerhin 45 Prozent für seinen Erzfeind Gbagbo stimmte. Schafft es Ado nicht, den Flecken auf seiner Weste mit der Bestrafung der Massenmörder in Duékoué zu tilgen, wird er die zerrüttete Elfenbeinküste nie hinter sich bringen.